Alles Internet, oder was - Teil 2

Tomaes/TAP


Da mir noch ein paar nervige Randerscheinungen zum Thema "Internet-Boom und die Folgen" eingefallen sind, kommt hier live, in Farbe und 2D der Nachschlag.

Eine weit verbreitete Unsitte ist zum Beispiel, daß jedes (aber wirklich jedes) Wurstblatt, egal ob Frauenzeitschrift ("die Superdiät - 20 Kilo in zehn Tagen") oder seriöses Wochenblatt (Spiegel, Stern etc.) eine Telekom-, Compuserve- oder AOL-Werbe-CD-ROM beilegt. Musste vor einigen Jahren noch tief in die Geldbörse gegriffen werden, wird einem heutzutage die Browser-Software regelrecht hinterhergeschmissen. Die Zeitschriften erhoffen sich mehr Leser (gleicher Preis, aber mit CD), und die Provider erhoffen sich möglichst viele neue Kunden. Es war wie in der Waschmittelwerbung; einer hat an sein Produkt ein "supra" rangehangen, und wenig später haben alle nachgezogen. Plötzlich war alles "supra". Kurzzeitig mutierte jede TV-Zeitschrift zu einer Light-Version von "Computer Bild" (oder zu einer XXL-Fassung von "MAD").

Nicht minder lustig sind Fernsehsendungen (die mit Computer und I-net normalerweise nicht das Geringste zu tun haben), bei denen die greisen Moderatoren verschämt auf die "unten eingeblendete" Internet-Adresse hinweisen und diese mehr schlecht als recht vom Teleprompter ablesen ("Ha Teete Pee, Doppelpunkt, Querstrich, Querstrich..."). Haha. Aber nicht nur TV-Sendungen weisen "dezent" auf ihr technisches Know-How hin, auf alles Beschreibbare wird die URL gekritzelt. Sogar Grabsteine bleiben nicht verschont (wann kommt die erste Online-Bestattung, ich warte... ;-)). Überhaupt haben die TV-Macher die Zeichen der Zeit (endlich?) erkannt. In jeder ZDF-Vorabendserie baut man das Internet mit in die Stories ein, sogar die Simpsons bleiben nicht verschont ("Du, Marge, Internet gibt's jetzt auch für Computer..."). Auch im Kino macht sich das I-net auch ganz gut. Mal als Untergangsszenario ("Matrix") oder als Love-Story ("e-mail für dich"). Webcams sind auch so ein Thema. Jeder Bekloppte muss plötzlich eine haben, damit einmal in der Minute ein Japaner einen Blick ins heimische Aquarium werfen kann. Toll! Web-exklusive Soaps und Exhibitionismus als Massenphänomen. Das war natürlich alles nur der Anfang...


Tomaes/TAP